Kontaktschuld

Mal angenommen, du gehst in Frankfurt, Köln, Hamburg oder Berlin shoppen. Kassel reicht auch schon.

Schönes Wetter, Samstagnachmittag, die Stadt ist ziemlich bevölkert.

Wie wahrscheinlich ist es, dass da auch jemand herumläuft, der die AfD gewählt hat. Vielleicht läuft da auch jemand rum, der total antisemitisch denkt. Möglicherweise hält sich zwischen diesen Menschen auch jemand auf, der sogar Mitglied bei der AfD ist. Oder ein Dieb, Drogensüchtiger, Rassist! Wer weiß?

Und jetzt hältst du dich in derselben Fußgängerzone mit diesen Menschen auf. Womöglich kaufst du sogar im gleichen Geschäft ein. Vielleicht steht der an der Kasse direkt hinter dir.

 

Bist du dann automatisch auch ein AfD-Anhänger, Nazi, Antisemit oder noch Schlimmeres. Oder etwa nicht? Du hast dich schließlich nicht von dem distanzierst! Oder hast du etwas ein Megaphon dabei und rufst die ganze Zeit: „Ich distanziere mich von xyz!“

Wohl kaum.

Keine Eintrittskarten

Genauso wenig wie es in der Stadt Eintrittskarten gibt, gibt es die bei Demos. JEDEM Menschen ist es freigestellt, dort hinzugehen. Und nur, weil sich dort vielleicht jemand aufhält, der überhaupt nichts mit mir und meiner Meinung zu tun hat, werde ich beschuldigt, ich demonstriere mit wem auch immer. Und gebe dem damit eine Bühne. Und bin deshalb selber so.

Ganz ehrlich, was soll diese Idiotie? Selbst, wenn ich mit jemandem befreundet bin, heißt das nicht, dass ich seine Meinung in allen Bereichen teile. Und schon gar nicht, wenn ich mich zufällig mit irgendwem in derselben Stadt aufhalte. Vielleicht sogar 3 km voneinander entfernt. Ich weiß ja nicht mal, dass der da ist. Aber mir wird das vorgeworfen, dass der sich dort aufhält!

Kontaktschuld – keine Inhalte

Das zieht sich durch unsere Gesellschaft. Wenn jemand etwas wirklich Treffendes sagt, aber er es auf dem „falschen“ Kanal äußert, zählt es nicht mehr. Ach, er muss ja nur mal irgendwann mit dem „Falschen“ geredet haben.

Hast du mal drüber nachgedacht, wer überhaupt festlegt, was oder wer hier „falsch“ oder „richtig“ ist? Ich erlebe, dass Menschen einfach aufgrund dieser sogenannten „Kontaktschuld“ verurteilt werden. Ich kannte dieses Wort gar nicht. 2020 bietet mir eine tolle Lernplattform. Ich lerne sowieso gerne. So viel wie ich dieses Jahr gelernt habe, habe ich wohl noch nie gelernt.

Niemand macht sich auch nur die Mühe, sich den Menschen mal selber anzuschauen. Es wird nur geschaut, was irgendjemand – mit welchem Recht eigentlich – ÜBER ihn sagt. Ob diese subjektive Meinung begründet ist oder nicht, wird weder hinterfragt noch überprüft.

Ich entscheide selbst

Ich für mich habe beschlossen: Ich arbeite daran, immer toleranter zu werden. Ich höre mir jede Meinung an. Ich lasse nicht andere für mich (ver-)urteilen. Ich mache mich in jedem Fall selber schlau und dann entscheide ich.

Dabei habe ich dieses Jahr schon einige Male die Erfahrung gemacht, dass an den Vorwürfen, die diversen Menschen gemacht werden, überhaupt nichts dran ist. Frage ich nach, wo der Mensch denn etwas getan oder gesagt hat, dass die Verurteilung rechtfertigt, bekomme ich keine Antwort.

Und ja, es gibt durchaus Meinungen, wo ich so weit weg bin, dass ich mich davon distanziere. Aber natürlich lebt jeder Mensch in seiner Blase und sieht die Welt aus seiner Sicht und aufgrund seiner Erfahrungen.

Richtig? Falsch? Wer weiß. Natürlich hat jeder seine eigene Wahrheit. Vielleicht gibt es gar nicht nur eine Wahrheit.

Die Grenze ist für mich da, wo andere Menschen negativ beeinträchtigt werden. Das passiert aus meiner Sicht derzeit massiv durch die Maßnahmen der Regierung. Durch die Zensur. Durch das Nichtzulassen anderer Meinungen außer der von der Regierung gewünschten.

Dagegen stehe ich auf und setze mich für das Wiederinkrafttreten unseres Grundgesetzes ein. Für ein selbstbestimmtes und selbstverantwortliches Leben und die körperliche Unversehrtheit, die mir demnach zusteht.

Recht auf freie Meinungsäußerung

Hier zur Erinnerung auch nochmals Artikel 5. Der ist völlig in Vergessenheit geraten.

„(1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.

(2) Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre.

(3) Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. Die Freiheit der Lehre entbindet nicht von der Treue zur Verfassung.“

Danach findet meiner Meinung nach in diesem Land die falsche Zensur statt. So, wie die Menschen, die in diesem Land friedlich auf die Straße gehen, von den Öffentlich Rechtlichen beschimpft und in eine Ecke gedrängt werden, gehörte eher das zensiert. Ich fühle mich durchaus in meinem Recht der persönlichen Ehre gestört von dieser Berichterstattung. Aber da das so „allgemein“ ist, dürfen die das ja. Da ist es doch nicht schlimm, wenn man seine Mitmenschen als Rechtsextreme, Nazis oder Covidioten diffamiert und alle in einen Topf wirft.

Während die, die kritisch hinterfragen, sich nicht mal in derselben Stadt aufhalten dürfen wie ein Rechtsextremer ohne mit ihm in einen Topf geworfen zu werden, hat man alle Freiheiten, wenn man auf der „richtigen“ Seite steht. Das hat nichts mit einem Rechtsstaat oder gar mit einer Demokratie zu tun.

Kontaktschuld brauche ich nicht

Kontaktschuld – eines der Wörter, das man getrost mit allem, was daran hängt, streichen kann. Und genau das tue ich. In meinem Wortschatz kommt das nicht vor.

Claudia

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