Zu viel Misstrauen ist ungesund.

Jetzt wird es persönlich.

Ist dieses Misstrauen berechtigt?

Letzte Woche sagte eine Bekannte ihren persönlichen Info-Termin mit mir ab.

Mit einer riesigen Begründung und vielen Links, die sie gegoogelt hatte. Ihre Schlussworte waren: Das ist mir zu riskant.

Ich habe keine Ahnung, was sie da überhaupt gegoogelt hat. Es war alles sehr wirr und hatte überhaupt nichts mit dem Thema unseres Info-Gesprächs zu tun.

Was genau ist an einem unverbindlichen Info-Gespräch zu riskant?

Ich habe ihr geantwortet, dass das für mich okay ist. Es ist ihre Entscheidung, ob sie sich informiert oder nicht.

Trotzdem möchte ich dieses Thema hier aufgreifen.

Es hat etwas mit Vertrauen zu tun.

Ich finde es völlig irre, dass die Menschen irgendwelchen Google-Bewertungen und dem, was sie bei Google an Beiträgen finden, mehr vertrauen als ihrer Familie, ihren Nachbarn und Freunden. Ja, sogar dem, was sie selbst vor Augen haben.

Warum mich seit Jahren keine Google-Bewertungen mehr interessieren

Ich hatte vor 7 oder 8 Jahren ein besonderes Erlebnis mit diesen Google-Bewertungen und dem Umgang von Google mit selbigen.

Ich liebe es, mich fortzubilden. Finde, dass ist sehr wichtig.

Auf der Suche nach einer Fortbildung im Finanzbereich hatte ich ein Unternehmen gefunden, das mir seriös und geeignet erschien. Das Angebot las sich richtig gut. Genau das, was ich gesucht habe.

  • Online lernen bei freier Zeiteinteilung.
  • Zusätzliche LIVE-Meetings.
  • Persönlicher Support. Für mich ein wichtiger Faktor bei einem damals für mich ganz neuen Thema.

Da es um einige tausend Euro ging, habe ich mir gedacht, ich schaue in die Google-Bewertungen. Alles bestens. Anscheinend entsprachen die Versprechen der Wahrheit. Hunderte begeisterte Teilnehmer.

Also habe ich gebucht. Mich eifrig ins Lernvergnügen gestürzt. Oder besser gesagt stürzen wollen.

Nur heiße Luft

Denn die Versprechen stellten sich schnell als heiße Luft heraus. Die Lerninhalte selbst waren eher mager. Lieblos aufbereitet. Die LIVE-Meetings liefen nach dem immer gleichen Schema ab. Nachfragen von Anfängern wurden gar nicht beantwortet.

Es gab einen Chat, in dem man Fragen stellen konnte. Antworten vom Guru? Fehlanzeige.

Ich war unsicher. Vielleicht bin ich einfach zu blond und es liegt an mir, dachte ich mir.

Bei einigen Teilnehmern merkte ich, dass es ihnen ähnlich ging. Sie hatten zum gleichen Zeitpunkt begonnen wie ich, dadurch waren wir über den Chat verbunden. Also hakte ich nach und fragte sie persönlich, ob es nur mir so geht.

Das war nicht der Fall. Den anderen ging es genauso.

Also schrieb ich der Geschäftsleitung meine Kritik. Begründete das sachlich und ausführlich. Führte die Punkte aus, die versprochen und nicht eingehalten wurden. Damit verbunden auch, dass ich dieses Angebot nicht weiter in Anspruch nehmen und mein Geld zurück haben möchte bzw. keine weiteren Zahlungen mehr leisten werden. Zum Glück hatte ich Ratenzahlung vereinbart.

Plötzlich gab es Feedback

Plötzlich konnten die Herrschaften mit mir kommunizieren. Nicht gerade auf die nette Art. Es ging richtig zur Sache. Mit übelsten Drohungen. Davon habe ich mich nicht beeindrucken lassen.

Insofern ist es glimpflich für mich ausgegangen und ich habe nur ein paar hundert Euro verloren. Die erste Rate war weg. Die anderen Raten habe ich nicht bezahlt. Die Drohungen stellten sich am Ende - genau wie die Fortbildung - als heiße Luft heraus.

Meine Google-Bewertung verschwand

Also dachte ich mir, ich schreibe eine Google-Bewertung. Sie war ausführlich und sachlich. Alle Kritikpunkte sauber ausgeführt.

Einige der anderen unzufriedenen Teilnehmer machten das ebenfalls. Sie hatten zum größten Teil alles bezahlt und waren mehrere tausend Euro los. Für viel heiße Luft.

Was glaubst du, wie lange die negativen Bewertungen bei Google standen?

Ungefähr zwei Tage. Dann waren sie alle verschwunden. Ich habe zwar mit Google diskutiert, aber meine Bewertung war und blieb verschwunden. Die der anderen ebenso.

Woher kamen die guten Bewertungen?

Vielleicht fragst du dich, woher die vielen super Bewertungen bei Google kamen. Das wurde geschickt “gefördert”. Wer eine tolle Google-Bewertung schrieb, wurde belohnt. So einfach geht das.

Hätte ich auch vorher erkennen können, da sie alle etwa den gleichen Wortlaut hatten. Darauf hatte ich damals leider nicht geachtet. Im Nachhinein ist es mir zwar aufgefallen. Teure Lehre.

Seit dieser Zeit sind Google-Bewertungen für mich nichts mehr wert.

Es ist irre. Trotzdem vertrauen die meisten Menschen diesen Bewertungen mehr als den Menschen, die ihnen nahe stehen.

Und die Google-Suche?

Naja, du bekommst das gezeigt, was von oben vorgegeben wird. Ich habe in den letzten Jahren öfter mal nach kritischen Beiträgen zu bestimmten Themen gesucht. Mit viel Mühe findet man auf Seite 38 oder noch weiter unten tatsächlich mal etwas.

Was ist mit YouTube?

Ist auch einfach Google.

Mein Motto: Glaube nichts. Hinterfrage alles.

Da gibt es diese Kanäle, die alles schlecht machen. Suchst du nach einem Begriff, der häufig gesucht wird, bekommst du gleich ganz oben ein Video, in dem dir erklärt wird, dass das Scam oder Fake ist. Hinterfragst du die Behauptungen, die dort verbreitet werden - was die wenigsten tun -, stellt sich heraus, dass nichts dran ist.

Warum machen die das? Es bringt Zuschauer. Viele Zuschauer. Das ist bares Geld. Neben den Werbeeinnahmen wird nämlich meist auch noch etwas eigenes angeboten. Das ist natürlich super. Wer’s glaubt, darf es glauben. Ich nicht!

Die andere Seite

Noch ein Wort zu den Google-Bewertungen. Denn ich kenne auch die andere Seite. Bist du unbedeutend für Google, weil du keine teuren Werbeanzeigen schaltest, hast du keine Chance, negative Bewertungen entfernen zu lassen.

Ein Hater reicht und sie sind im Keller. Er engagiert ein paar Freunde, die anonym nur einen Stern vergeben. Du kennst die gar nicht. Sie kennen dich nicht. Sie tun ihrem Kumpel einen Gefallen und schaden Menschen, die sie nie gesehen und von denen sie noch nie etwas gekauft oder eine Dienstleistung in Anspruch genommen haben.

Wenn ich mir doch mal die Google-Bewertung von jemandem anschaue und sehe, dass die nicht so prickelnd ist, schaue ich genauer hin. Man kann ziemlich gut erkennen, welche Bewertungen echt sind und welche nicht, wenn man erst mal gelernt hat, worauf man achten muss.

Ich mache es anders

Allerdings nutze ich Google-Bewertungen für meine Entscheidungsfindung so gut wie gar nicht mehr. Seit dieser Erfahrung vor etlichen Jahren mache ich es anders. Ich frage Menschen, die ich kenne.

  • Kennst du das?
  • Hast du Erfahrung damit?
  • Kannst du en bestimmtes Produkt, Tool, Coach, … empfehlen?
  • Hast du es selbst probiert?
  • Hat es dir geholfen und wie?
  • Was gefällt dir daran nicht?
  • Ist das aus deiner Sicht ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis?

Geht das nicht, weil ich niemanden kenne, der das Produkt, das Tool, die Fortbildung oder den Coach persönlich nutzt oder kennt, hole ich mir das Freebie, einen Minikurs oder buche die kostenlose Testphase und mache mir mein eigenes Bild.

Damit bin ich in den letzten Jahren gut gefahren. Es war damals eine teure Lehre, die für mich im Gegensatz zu manch anderen noch einigermaßen glimpflich ausgegangen ist.

Massives Misstrauen

Ich habe mich während der C-Zeit mit mehreren Krankenschwestern unterhalten. Während täglich in der Tagesschau von überfüllten Krankenhäusern die Rede war, konnten viele davon endlich ihre ganzen Überstunden abbauen. Gähnende Leere. Keine mit C-Patienten überfüllten Intensiv-Stationen.

Eine erzählte mir, dass ihr 18jähriger Sohn ihr das nicht glaubte. Er hat der Tagesschau mehr vertraut als den Informationen aus erster Hand von einem nahstehenden Menschen.

Dabei hätte ein Blick ins Divi-Intensivregister genügt, um die Aussagen seiner Mutter zu beweisen. Stattdessen Riesenzoff und Vorwürfe, dass sie ihn verarschen will. Warum hätte sie das tun sollen?

Obwohl die Menschen etwas ganz anderes sehen, wenn sie nur mal aufhören würden, in die Glotze zu schauen, vertrauen sie den Medien mehr als sich selbst. Wenn ich an den letzten Sommer denke. Der heißeste Sommer seit 125.000 Jahren. Wo ich im Juli/August nur mit Mütze und Regenjacke vor die Tür gegangen bin, damit ich nicht erfriere.

Davon kriege ich Pickel

Ich kriege inzwischen Pickel, wenn jemand einen Satz mit “Experten haben gesagt,…” oder “Die Wissenschaft hat…” beginnt. Woher haben die ihre Expertise? Was bitte ist “DIE Wissenschaft”?

Die Menschen haben verlernt, zu hinterfragen. Es wird alles geschluckt. Egal, wie offensichtlich es ist, dass das nicht stimmt.

Außer natürlich, es kommt von einem Familienmitglied, dem Nachbarn, Freunden oder Bekannten.

Natürlich solltest du auch da hinterfragen. Nicht jedem alles blind glauben.

Zumindest anhören oder anschauen solltest du es, bevor du wilde Dinge googelst, die gar nichts damit zu tun haben, was dir empfohlen. Und denn dann wieder blind trauen.

Zum Beispiel könntest du denjenigen auch ansprechen, der es dir erzählt hat und Fragen stellen. Dann hast du eine wesentlich bessere Grundlage für deine Recherche.

Betrachte immer alle Seiten

Noch ein Tipp: Lies nicht nur den Titel. Die Aussage im Titel stimmt mit dem Inhalt nicht immer überein. Sie soll nur Klickzahlen bringen. Recherche bedeutet, sich verschiedene Aspekte anzusehen. Alle Seiten zu betrachten.

Das ist gar nicht so einfach, wenn du die Google-Suche bemühst. Vielleicht ist dir schon aufgefallen, dass die Beiträge auf Seite 1 fast alle gleich lauten und die gleiche Aussage verbreiten. Das ist das, was wir wissen sollen.

Durch geschickte Formulierungen bei der Suchanfrage und ein paar Seiten scrollen findest du vielleicht - nicht immer - auch mal andere Beiträge.

Zu viel Misstrauen kann fatal sein

Kritisches Hinterfragen ist immer sinnvoll. Aber ganz ehrlich. Wenn du einem Menschen vertraust, warum sollte er dich über's Ohr hauen wollen?

Wenn du nur noch misstrauisch durch das Leben gehst und nicht mal mehr den Menschen vertraust, die du magst, was ist das für ein Leben?

Vielleicht vergibst du die ein oder andere Chance durch dieses Misstrauen gegenüber Menschen, die du kennst und deinem blinden Vertrauen in Google und Co.

Neben aller Recherche höre auch auf dein Bauchgefühl. Das haben leider viele Menschen verlernt. Du kannst das Risiko abwägen. Wenn du nichts verlieren, aber alles gewinnen kannst, dann sei doch mal mutig. Schieb dein Misstrauen beiseite und probiere es aus.

Zu urteilen, bevor du es dir überhaupt angehört oder angeschaut hast - wie bei meinem Beispiel ganz oben -, ist keine gute Idee. Du entscheidest ohne Wissen. Ohne die Fakten geprüft zu haben. Ohne das Risiko abzuwägen. Vielleicht verpasst du so die Chance deines Lebens.

Fazit

Ich kann nur schwer nachvollziehen, warum Empfehlungen von Menschen, die man kennt, mit so viel Misstrauen beäugt werden, derweil irgendwelchen Bewertungen oder Suchergebnissen von Google blind vertraut wird.

Glaubst du wirklich, dass die Menschen, die du kennst, dich verarschen wollen? Ist das dein Ernst? Das ist doch gruselig. Wenn ich das tatsächlich bei jemandem vermute, verkehre ich auch sonst nicht mehr mit ihm.

Das ist übrigens nur in Deutschland so. In anderen Ländern ist Empfehlungs-Marketing völlig normal. Die Menschen vertrauen ihrer Familie und ihren Freunden und Bekannten.

Dieses Misstrauen hat sich in den letzten Jahren massiv verstärkt. Woran könnte das wohl liegen?

Wie denkst du darüber?

Nachdenkliche Grüße
Claudia

Deine Chancengeberin mit Herz

About the Author

Ich bin Mensch. Ich liebe meine Hunde, die Natur und die Freiheit.

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